Vereinschronik
Seit jeher ist das Feuer nicht nur Segen für die Menschheit, sondern auch Fluch. Brände und dessen Gefahren waren für unsere Ahnen eine dauernde Gefahr. Der Schutz vor dem Feuer war daher eine grundsätzliche Aufgabe jedes Gemeinwesens. Bereits 1861, also vor fast 150 Jahren, gab es die erste überlieferte Brandschutzverordnung Hattenhofens. Die Pflichtfeuerwehr wurde in diesem Jahr eingeführt. 1867 wurde die erste Handspritze für 70 Gulden angeschafft, die 1884 im ersten Feuerwehrhaus an der Kirche untergestellt wurde. Die Kosten beliefen sich damals schon auf 800 Goldmark.
In einer Meldung ans Königliche Bezirksamt Bruck, über den vorgeschriebenen Übungsbesuch, wurde mitgeteilt, dass 11 Mitglieder der Pflichtfeuerwehr nicht an der Feuerwehrübung teilgenommen haben. Man begründete das Fern-bleiben damit, daß im benachbarten Nassenhausen nie Feuerwehrübungen abgehalten werden! Von einer Bestrafung durch das Bezirksamt wurde abgesehen, da die Männer angaben, in Zukunft alle Übungen zu besuchen.
Es gab wohl mehrere Versuche in der Gemeinde eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Die Gründung wurde auch über Jahre vom damaligen Bezirksamt massiv gefordert. Im Jahr 1907 wurde z.B. ans Bezirksamt gemeldet, es gebe genügend Freiwillige, nur der richtige Mann, der die Sache in die Hand nimmt, fehle.
Aber am Sonntag, den 17. Januar 1909, war es dann soweit: 37 Männer gründeten die Freiwillige Feuerwehr Hattenhofen in der Gastwirtschaft Riedl. Das Vereinslokal war damals bereits unser Gasthaus Casella.
Der erste Kommandant unserer Freiwilligen Feuerwehr war Herr Josef Karner. Der 1. Vorstand der Feuerwehr, gleichzeitig der Gemeindevorsteher, war Herr Andreas Schneller.
Als erste Eintragung im Kassenbuch stehen Ausgaben über 12 Mark für 50 Liter Bier (!), anlässlich der ersten Feuerwehrübung am 29. Mai 1909.
Aus unserer Vereinsgeschichte hat sich nur das Kassenbuch „Einnahmen und Ausgaben der Freiwilligen Feuerwehr Hattenhofen“ und ein Mitgliedsbuch des Vereins erhalten. Fortlaufende Aufzeichnungen besitzen wir erst ab 1973. Die Chronik stützt sich daher vor allem auf gemeindliche Unterlagen und Auszüge aus dem Bayerischen Staatsarchiv.
Im September 1909 wurde eine Saug- und Druckspritze der „Fa. Bühler und Companion“ für 1475,- Goldmark beschafft. Die Pumpe ist noch im Besitz der Feuerwehr und wird von uns in Ehren gehalten. Bereits damals entbrannte ein hitziger Streit über den richtigen Lieferanten der Pumpe. Rücktrittsdrohungen wurden damals schon ausgesprochen, man sieht, daß sich bis heute nichts verändert hat. 1912 war das erste Feuerwehrhaus für die Neuanschaffung zu klein und wurde erweitert.
Auch am Dorfleben nahm die Feuerwehr schon seit Vereinsgründung rege teil. So wurde bereits im Gründungsjahr in der Weihnachtsfeier der erste Christbaum versteigert. Eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat. Im folgenden Jahr wurde der erste Faschingsball abgehalten. 2 Jahre später, 1913, gab es die erste Theateraufführung.
Der erste Weltkrieg traf auch die Feuerwehr Hattenhofen hart. Viele Kameraden mussten in den Krieg, daher konnte man sich weniger um die Belange der Feuerwehr kümmern.
Nach dem Krieg erholte sich der Mitgliederstand bald wieder auf den Vorkriegsstand. So konnte 1919 bereits die erste Standarte geweiht werden. Diese Standarte – unter dem Motto „alle für einen, einer für alle“ – wird immer noch in unserem Schulungsraum in Ehren gehalten. Der kirchliche Segen war unserer Feuerwehr seit jeher wichtig. Seit Vereinsgründung sind wir unseren katholischen Wurzeln treu.
Im Jahr 1923 brach die Wirtschaft auf Grund der Inflation vollständig zusammen.
Im Kassenbuch sind für 6 Maß Bier Ausgaben von 5.700 Mark verzeichnet.
Im Ortsteil Haspelmoor bestand seit ca. 1888 die erste und größte industrielle Ansiedlung im Landkreis Fürstenfeldbruck: Das bayrische Torf und Mullewerk.
Auf Grund der vielen Moorbrände wurde im Jahr 1928 die Freiwillige Guts- und Werksfeuerwehr Haspelmoor gegründet. 130 Meter Schläuche und eine Handsaug- und Druckspritze wurden vom Torf- und Mullewerk Haspelmoor bereitgestellt.
1936 wurde sie in die Ortsfeuerwehr Haspelmoor als Unterabteilung der Feuerwehr Hattenhofen umgewandelt. In den 50er Jahren wurde die Feuerwehr Haspelmoor komplett aufgelöst.
Als der unglückselige 2. Weltkrieg ausbrach, mussten viele Mitglieder des Vereins zum Militär, so dass man 1941 eine Mädchenlöschgruppe von etwa 20 jungen Damen im Alter von 17 bis 20 Jahren aufstellte. Dass dies nötig war, zeigte sich am wohl schwärzesten Tag unsere Gemeinde, dem 29. April 1945. Am helllichten Tag wurde bei einem Luftangriff 17 Anwesen unseres Dorfes in Brand geschossen.
Nach dem 2. Weltkrieg ging es auch mit der Feuerwehr wieder aufwärts.
Am 28.04.1946 fand die erste Versammlung der Feuerwehr – nach 12 jähriger Unterdrückung – statt. Der Neubeginn war vollzogen. In den Nachkriegsjahren konnte sich die Wehr und unsere Ortschaft schnell wieder erholen.
So erhielt unsere Feuerwehr bereits 1946 ihre 1. Motorspritze, welche 1964 durch unsere 1. Tragkraftspritze abgelöst wurde.
Anfang der 70er Jahre wurde das alte Feuerwehrhaus an der Kirche durch einen Neubau an der Valesistraße ersetzt. Auch ein neuer Tragkraftspritzen-anhänger konnte in dieser Zeit in Dienst gestellt werden.
Im Mai 1970 wurde in unserer Feuerwehr unter anderem von unserem Schirmherrn Mathias Ettenberger das erste Leistungsabzeichen abgelegt. Bereits damals haben zwei Gruppen die Prüfung mit jeweils null Fehler be-standen. Die Leistungsprüfungen werden seitdem in regelmäßigen Abständen mit Erfolg durchgeführt.
Im Jahre 1971 wurde anlässlich des 60. Gründungsfestes unsere heutige Vereinsfahne geweiht. Auch damals waren die Freunde der Feuerwehr aus Mammendorf unser Patenverein.
In den folgenden Jahren wurden von unserer Feuerwehr die weit über die Gemeindegrenzen bekannten Stadelfeste im Anwesen von Herrn Leonhard Oswald abgehalten.
Im Jahr 1973 wurde der Verein „Freiwillige Feuerwehr Hattenhofen“ gegründet. Als erster Vorstand wurde damals unser Schirmherr Herr Mathias Ettenberger gewählt.
Anlässlich unseres 70-jährigen Gründungsfestes konnte 1979 unser erstes Feuerwehrauto, das TSF, welches wir nach 30 Jahren immer noch im Einsatz haben, geweiht werden
1981 verstarb das letzte Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hattenhofen, Herr Georg Englschall, im Alter von 95 Jahren.
Das 90 jährige Gründungsfest wurde 1999 mit einem Festsonntag mit Umzug und Bierzeltbetrieb im Hof unseres Vereinswirts Franz Hartl gefeiert. Am späten Abend des Festtages wurde dann in einer bierseligen Laune der Burschen-verein Hattenhofen gegründet und wir können heuer gemeinsam einen runden Geburtstag feiern.
In den 90er Jahren wurde mit den Planungen für den nötigen Neubau eines Feuerwehrgerätehauses begonnen. Nach langen Diskussionen und einem der ersten Bürgerentscheide im Freistaat Bayern konnten wir dann im Jahr 2001 unser heutiges Feuerwehrhaus beziehen. Viele freiwillige Arbeitsstunden der Wehr machten den Bau erst möglich.
Nach langem Warten konnten wir im Mai 2009 unser neues Löschgruppen-fahrzeug LF 10/6 mit Atemschutzausrüstung in den Dienst stellen. Gut ausge-rüstet und ausgebildet können wir uns den Aufgaben und Herausforderungen der nächsten Jahre stellen.
Durch unser Vereinsjahr
Freundschaft und Kameradschaft wird in unserer Wehr groß geschrieben. Man trifft sich nicht nur zu Übungszwecken und Einsätzen, auch die Geselligkeit und die zwischenmenschlichen Beziehungen sind uns wichtig. Unsere Feuerwehr hat sich dadurch in den letzten hundert Jahren zu einem prägenden Bestandteil des dörflichen Jahresablaufs entwickelt.
So fahren wir Anfang jeden Jahres zum Skifahren nach Söll in Österreich, gemeinsam mit dem Hattenhofener Burschenverein. Natürlich sind dabei auch Nichtskifahrer und Nichtsportler herzlich willkommen.
Jeden März findet traditionell die Jahreshauptversammlung in unserem Vereins-lokal Casella statt. Nach dem gemeinsamen Essen werden die verschiedenen Berichte und Anliegen diskutiert.
Zu Ehren unseres Feuerwehrheiligen veranstalten wir an einem Sonntag im Mai unser Floriansfest. Mit einem Festgottesdienst im Feuerwehrhaus erbitten wir den Segen Gottes für ein unfallfreies Einsatzjahr. Bis in den Abend feiern wir mit den Bürgern unserer Gemeinde. Musikalische Umrahmung, gutes Essen und nette Geselligkeit runden den Tag ab.
Anfang November ist der regelmäßige Termin für unser Wattrennen beim Casella. Das Turnier ist bei Alt und seit einigen Jahren auch bei Jung wieder sehr beliebt. Großzügige Fleischpreise werden ausgespielt.
Anfang Dezember findet alljährlich unsere Weihnachtsfeier statt. Der Nikolaus lässt es sich nie nehmen, einigen die Leviten zu lesen und über lustige Verfehlungen zu berichten. Eine Tombola und die traditionelle Christbaumver-steigerung dürfen in keinem Jahr fehlen.
Natürlich nehmen wir auch gern an den verschiedenen Festen, Fahnenweihen und Gründungsfeiern unserer Ortsvereine und der Feuerwehren der Umgeb-ung teil. Sportlich messen wir uns beim Schießen der Vereine oder bei den Stockschützen. Wir sind hier oft gern gesehene Gegner. Der Besuch kirchlicher Veranstaltungen im Jahresverlauf ist für uns eine Selbstverständlichkeit. So können wir auf ein reges Vereinsleben, mit vielen Höhen, aber auch Tiefen zurückblicken.
Auch unsere Zukunft stellen wir unter unserem Wahlspruch „Gott zur Ehr´ dem Nächsten zur Wehr